#storyofmylife

Ich habe ein T-Shirt geschenkt bekommen. Das Etikett, das ich noch nicht einmal großflächig rausschneiden musste, weil es ebenso weich wie das Shirt selbst ist, sagt: „They said I was Trash, but now I am fashionable“. Vorne drauf steht Aliens welcome. Es ist in Größe S, aber eins ist klar, nie hat mir ein Kleidungsstück besser gepasst als dieses.

Nichtfragen (4)

Ich liege in mir in einer hinteren Ecke, am Boden, nicht draussen schwebend, das kann ich auch, aber nicht heute, ich bin am Boden mit einer Decke aus welligen Worten, die Akkorde über mir horchend auf Luft, die mich ausatmet in den Raum. Es liegt mir nicht, das kalte Draussen, es hat mich aufgezogen und entfernt, aber ich verlerne das langsam. Es war das Kätzchen, dessen Mutter vom Trecker überfahren wurde und das mit ihrem Geschwister jahrelang an Bordsteinen entlanglief, die es für Häuserwände hielt, hinter denen niemand wohnte; es gab ja keine erleuchteten Fenster. Aber das stimmt nicht, weder das mit den verlassenen Häusern noch das andere, die Mutter hatte den Trecker genommen und ihn den Kindern hinterhergehetzt, der Blick zurück hatte stets ihr von Scheinwerfern grell erleuchtetes Gesicht hinter dem Lenkrad gezeigt.

Ich war in mir um alle Ecken gerannt, sprang, keuchte, dem Tod von der Schippe (Trecker=Bagger, ich kenne mich nicht so aus damit, bis das Kind die Katzenmutter samt ihrem Mähdrescher packte und hinauswarf. Das Geschwister war schon lange fort, schon seit es schneller als sie laufen konnte, es hatte sich an ihrem Beckenrand abgestossen und war in der Dunkelheit verschwunden. Das Kätzchen schlief dann nicht mehr, da eins ja Wache halten musste, aber das war eine andere Geschichte.

Ich werde in mir um die Ecke gegangen sein, Leben sehen, das gewesen wäre, Menschen, Geschwister, Mütter oder Katzen. Kind. Und dann werde ich zurückgehen, zu dem, was ich bin, sein werde und war. Weil das immer noch besser ist, als alles, was nicht ist. Weil das wenigstens ich ist. Bis ich es werfe, in den Himmel, wo alle schon sind. I am a bird now.

You of all people

Ich träume nachts steile weiße Straßen hinauf und falle tagsüber rückwärts von ihnen hinunter. Kurz vor dem Aufprall schlafe ich gegen Morgen ein und folge den Kranichen, die in Scharen über mein Haus ziehen. Dabei kann ich gar keine Gruppen. Weiß ist die Farbe von Folter und ich im falschen Film. Der Raum ist immer noch leer und krag. Eine Freundin sagt irgendwas Kluges und ich google nach diesen Dingern, die aussehen wie überdimensionale Babystrampler für Erwachsene mit Kapuze und finde auch einen in der richtigen Farbe und Unisex Einbaulightweight Zip Lounge One Jumpsuit klingt gar nicht mal falsch.

Das ist gut und erinnert mich an meine automatische Worterkennung, die unfreiwillig komisch ist, das passt zu mir, obwohl ich voll OK finde, komisch zu sein. An dem Einbaulightweight führt jetzt jedenfalls kein Weg mehr vorbei, aber teuer, der Scheiss. Vielleicht lieber weiter eine Therapeutin suchen, das kostet ja auch. Oder haben Sie schon mal eine Traumatherapeutin gefunden, die einen Platz frei hat und eine Kassenzulassung, merkste selber, ne? sagt die Stimme in mir, die ich Arschloch nenne.

Leben ist dann einfach wie den nächsten Teil einer Serie anschauen und die falsche Sprache erwischen, deutsche Synchro, humorlos, schrott, das geht nicht, wie reparier ich das? Wie reparier ich mein Life, hab ich da was vertauscht, Schrauben, Rückwärtsgang, Licht, ich kann gar nicht Autofahren, ich gebe auf und höre die Sterne, probe die Flucht in die Flucht.

Stimmt nicht, ich gehe weiter, gehe weiter, so wie ich das immer schon gemacht habe, ich höre nicht auf.

Denke nach über 100% Menschsein, über Flucht und Ansprüche, die nicht passen, Selbstwert, der an Leistung gekoppelt ist, Täterscheisse eben. Aufhören zu beweisen, dass auch Alien super funktionieren und normale Jobs schaffen können. Was? Wertvolles Leben. Nicht den Fokus verlieren. Vielleicht schreiben. Einfach weiterschreiben. Das ist wie atmen, nur leichter.