Unsync me

Jetzt. Später.

Un-sync me

Ins phone getippte Sätze? Können weg.
In die cloud geschickte Fotos? Auch weg.
In die Luft geworfener Glitzer? Weg damit.
Pseudo? Endlich weg.

Als ob das so einfach wäre.

Diese Liebe war ungeniessbar. Bedingungslos und rückhaltlos wie mein Absturz im Sturm. Oben auf den Klippen noch ein Hauch von grünen Orangen. Jetzt ist sie fort, erst unterspült, dann hinunter.

Hatte Eisen verbogen, um zu passen und nicht zu verlieren, wurde Gummi und zu Deinem Bumeranggeschoss. Bloß hast Du Dich geduckt und ich stand hinter Dir. Wie immer zu rücksichtsvoll.

Hello Bindungstrauma.

[Insert: $time, $tears, $talk, $echoes, $anger, $emptiness, $tears, $time, $tenderness, $brain, $brain, $dignity, did I mention $brain already, $compassion, $time and $friends of mine, dreamless sleep, red wine and walks, und überhaupt $ojmjakon]

Trauer.

Endlich. Mich und meine Geräte mit der Wahrheit synchronisiert.
Lebwohl, Luftschloss. Du warst nur ne Hütte.
Schade. Das Blau stand dir gut.

Goodbye my love

Sync me

Black holes & Revelation.   Du liessest mich abprallen an den schwarzen Löchern deren Ränder eingefasst sind von Irissprenkeln, die ich meinte, etwas zu kennen. Das Minus-Universum, das sich in ihrer Mitte auftat, hatte keinen Platz für mich in der Tiefe des Abgrunds, wie gesagt, es stiess mich ab wie ein aus dem Nichts verdrehter Magnet, der aller Anziehung beraubt nur noch kaltes Metall war oder vorzugeben zu sein schien. Du gabst Dir viel Mühe, mich über Bord zu werfen, schlugst mit der scharfen Kante Deines phones, das mir nicht antwortete, auf die Hände, mit denen ich mich am Bootsrand festklammerte. Monatelang. Festgehalten und kein Wort von Dir. Es war auch mein Schiff, wenn ich erinnern darf, ich war Teil dieser Beziehung und werde mich davon doch verabschieden dürfen, am Besten, ohne unterzugehen oder ertränkt zu werden wie ein ungewollter Wurf kleiner Kätzchen.

Where is my mind.   Wie waren wir, nein Du, dort gelandet, ich glaube, ich stand immer noch unter Schock, ich war mitgeschleift durch Deinen Entschluss und Dein Schweigen und wenn Du noch einmal gesagt hättest, es gäbe nichts zu sagen oder zu erklären, dann hätte ich glaube ich alle Tage und Monate und Jahre und alle Mails und Messages und Bilder und Küsse einzeln wieder hochwürgen und ausspucken müssen, vor Deine Füße, damit Du gesehen hättest, wie unverdaulich Deine Liebe war oder was ich dafür hielt oder was Du dafür hieltest.

Liines.   Ich hielt mich fest an eng ins phone getippten Sätzen, die mir nichts beantworteten, nur zeilenlang meine Fragen vergessen liessen, weiß auf schwarz im Texteditor, der mir die Realität zu editieren verweigerte. Nur speichern konnte ich sie, automatisch, in der own cloud, um hinterher mich und meine Geräte mit Deiner Sicht oder Wirkung synchronisieren zu können. Da musste ich das noch. Konnte nicht merken, nicht lassen. Wollte nicht verlieren, was nicht da war.

Room

Room.
Wie in dem Buch. Wie in dem Buch Room von Emma Donoghue, das von einer Mutter und ihrem fünfjährigen Sohn handelt, die nach jahrelanger Gefangenschaft in Room, einem kleinen, engen Raum in einem Schuppen, die Freiheit erlangen.

Room.
Wie in dem Film. Wie in dem Film Room von Lenny Abrahamson. Nur dass Room in meinem Kopf ist. Außer dass ich weder ganz das Elter noch ganz das Kind bin. Außer I’m not Alice und ich nicht in ein Loch fiel, sondern hineingeboren wurde. Von einer Mutter. Die ihr Kind, das später selbst ein Kind.. Außer dass ich schon als Kind in Room geworfen wurde.

Room.
Wie in der Verfilmung des Buches. Außer dass es kein Fremder war. Außer dass nur ich entkam. Außer dass nachts mehr Menschen kamen. Außer dass ich Room tagsüber verlassen durfte. Und es Room dann nicht mehr geben durfte. Nicht in der Welt, nicht in meinem Kopf. Nicht in meiner Seele. Aber Room war überall. Ich war Room. Bevölkert. Sie haben Room in mir nachgebaut, mich dort eingeschlossen und mich in die Welt geschickt, zu funktionieren. Einen Abschluss zu machen und der Welt zu zeigen, alles in Ordnung. Die Welt hat mir geglaubt, weil ich so gut darin war und nachts dann wieder Room. Die Welt glaubt immer noch. Ich nicht.

Auf Wiedersehen, Room.

Ich sehe Dich jetzt nur noch von aussen. Wie die meisten anderen. Wenn sie hinsehen.

#storyofmylife

Ich habe ein T-Shirt geschenkt bekommen. Das Etikett, das ich noch nicht einmal großflächig rausschneiden musste, weil es ebenso weich wie das Shirt selbst ist, sagt: „They said I was Trash, but now I am fashionable“. Vorne drauf steht Aliens welcome. Es ist in Größe S, aber eins ist klar, nie hat mir ein Kleidungsstück besser gepasst als dieses.

Wound Management

Wound Healing
in which the wound is left open and closes
naturally
slowly
slowly
slowly
is typical for chronic wounds
does that make
sense to you

Wound Closure
techniques make whole
not a hole
but
but
but
gaining access to a wound
through self-contamination
causes

Wound Infection
and is recognized
by localised
pain
pain
pain
and
does that mean
anything to you

Wound Healing
can be affected by systemic illness and local factors you
were my local factor meeting with systemic trauma followed by
an open heart
an open heart
an open heart
does any of this
look familiar to you
my

Wounded Valentine

Nie wieder

haben viele gesagt
zu viele nicht

manche laufen auf dem Rücken
von zu wenig nie wieder

mit Granaten in der Hand
und Hass im Kopf

geradeaus
bis zum Anschlag

nie wieder

nie wieder
sollte so etwas möglich sein

nie wieder
sollte es beginnen, immer noch und weiter und von vorn

dabei ist das nie wieder vorbei
und nie wieder zur Floskel

zum Kürzel verlacht
NSU AFD PEGIDA BRD

nie wieder

solange
noch

vertuscht wird
verharmlost, verkannt wird

solange
nicht

benannt wird
geschützt und verhindert wird

solange haben wir kein Recht, keinen Weg
vorbei überhaupt zu denken

nie wieder muss wirklich werden
heute, jetzt, wir

denn es ist nie vorbei
Nicht für die Opfer. Nicht für die Zukunft. Nie wieder.

kaleidoscopic inmates in miscellaneous landscapes

manchmal glaube ich dich zu sehen    als silhouette    fern am horizont    wie du wanderst    wie der horizont kippt und du vor mir    wieder auftauchst    hallo  im nächsten jahrhundert    es wartet    um die ecke die rund vor mir    und dir in viele richtungen verläuft    sich verläuft  kleine wassertropfen    spiegeln rückblickend tausendfach eine iris    in der worte tunnel himmel streifen weite höhlen orange flirrend eis bunt sterne löcher sich hundertfach gebrochen    vervielfacht    in miniaturen und ozeanen widerspiegeln    wie es ist    wie es sein kann    wie es war dann glaube ich    dich zu sehen dann sah ich dich    vielleicht an den rändern    zwischen den welten in tausend    möglichen welten die sich    zuwinken

Sexualisierte Gewalt, Rape Culture und Rassismus

Was ist beschissener als 3 Tage Brechdurchfall?

3 Tage in diesem Internet (oder auch Schland oder Welt) zu lesen/wohnen, das nicht müde wird, i m m e r und i m m e r wieder dieselbe rassistische und sexistische Kackscheisse zu wiederholen. Es macht mich müde. Wütend, dass die Gewalt einfach nie ein Ende haben wird.

Aber was es auch gibt. Lesenswerte Texte zu #Köln:

Hannah C.:
https://maedchenmannschaft.net/zu-gewalt-legitimierender-gewalt/
„Ich möchte eine Auseinandersetzung damit, dass Gewalt – insbesondere sexualisierte Gewalt an Frauen und als “Frauen” (trotz anderer Geschlechtsidentität) benannter Personen – mehr und mehr zu einem gewaltlegitimierendem Grund für Rassismus und andere Formen von Diskriminierung und damit Gewalt wird, statt zum Anlass sich ganz konkret mit Aufklärungs-, Präventions-, Schutz- und Hilfemaßnahmen für alle Personen gleich auseinander zu setzen.“

Betül Ulusoy:
https://www.facebook.com/betuel.ulusoy/posts/569454863208054?notif_t=like
„Man denkt fast: Endlich! Endlich wird über Frauen, Frauenrechte, sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt gegen Frauen in Deutschland gesprochen – und dann reden doch wieder alle nur über Männer.“

Hengameh Yaghoobifarah:
https://taz.de/Gewalt-gegen-Frauen/!5263311/
„Seit der Kölner Silvesternacht wird einer sexismusfreien Zeit hinterher getrauert. Die hat es in Deutschland nie gegeben.“

Interview mit Anne Wizorek:
https://www.fr.de/politik/sexismus-durchzieht-unsere-gesellschaft-11128838.html
„Sexismus durchzieht unsere Gesellschaft.“

Nichtfragen (4)

Ich liege in mir in einer hinteren Ecke, am Boden, nicht draussen schwebend, das kann ich auch, aber nicht heute, ich bin am Boden mit einer Decke aus welligen Worten, die Akkorde über mir horchend auf Luft, die mich ausatmet in den Raum. Es liegt mir nicht, das kalte Draussen, es hat mich aufgezogen und entfernt, aber ich verlerne das langsam. Es war das Kätzchen, dessen Mutter vom Trecker überfahren wurde und das mit ihrem Geschwister jahrelang an Bordsteinen entlanglief, die es für Häuserwände hielt, hinter denen niemand wohnte; es gab ja keine erleuchteten Fenster. Aber das stimmt nicht, weder das mit den verlassenen Häusern noch das andere, die Mutter hatte den Trecker genommen und ihn den Kindern hinterhergehetzt, der Blick zurück hatte stets ihr von Scheinwerfern grell erleuchtetes Gesicht hinter dem Lenkrad gezeigt.

Ich war in mir um alle Ecken gerannt, sprang, keuchte, dem Tod von der Schippe (Trecker=Bagger, ich kenne mich nicht so aus damit, bis das Kind die Katzenmutter samt ihrem Mähdrescher packte und hinauswarf. Das Geschwister war schon lange fort, schon seit es schneller als sie laufen konnte, es hatte sich an ihrem Beckenrand abgestossen und war in der Dunkelheit verschwunden. Das Kätzchen schlief dann nicht mehr, da eins ja Wache halten musste, aber das war eine andere Geschichte.

Ich werde in mir um die Ecke gegangen sein, Leben sehen, das gewesen wäre, Menschen, Geschwister, Mütter oder Katzen. Kind. Und dann werde ich zurückgehen, zu dem, was ich bin, sein werde und war. Weil das immer noch besser ist, als alles, was nicht ist. Weil das wenigstens ich ist. Bis ich es werfe, in den Himmel, wo alle schon sind. I am a bird now.

You’re welcome

Wir sind doch alle mehr oder weniger, psycho, damaged, oder?

Ich habe mal gezählt, wie oft bis hierher das Wort Angst in dem Text steht, der hier nicht steht, es ist angstviel, so eine Scheisse.

Jetzt nicht mehr, zu spät für Angst. Längst passiert, geschehen, fertig. Das Übrige muss sich eben einfach die Waage halten. Ein Kinderspiel, I shit you not.

Verlust ist das neue Angst. Und die einzigen Worte, die in die Tiefe fallen, sind F*U und Bindungstrauma. Aber ganz unten, am Boden, warten vermutlich immerhin Allgemeinplätze.

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Main Street. Birch Street. Higgins Drive. Cobalt Lane.

Yes we stumble
but that’s the way we walk.
Wir gehen weiter, nicht geschlossenen, nicht offen starrenden Auges
No way. Eff you all.
Flatternd, blinzelnd, tropfend. Lebendig
Und vielleicht haben wir am Ende sogar die Angst verloren
Vorher alle so: kämpfen, loslassen, im Dreck landen
Dabei hatten wir gehofft,
unsere Babyschuhe wären immer schon schlammfarben gewesen
Nope. Lets write the streets
Oder was sonst noch übrig bleibt, was bleibt uns sonst übrig in all dem
Dem nahen, fernen, dem eigenen und anderen
Nein, das ist nicht dasselbe. Ich weiß. Aber gehört zusammen.
We don’t gotta run don’t gotta hide
any more oder
Wenn wir so gut kennen, was wir sehen, reicht es vielleicht doch
irgendwann für
Feminismus, bebi!, nicht nur als Aufkleber.

Öffnen

ich bin  nicht ich bin  ich habe  nicht ich habe  da ist  da ist nicht  da ist nicht
da war  da war nicht  da war  da  da  ich  nicht

Ich verlasse Dich mit meinem Abschied in tausend Städte
und nehme den letzten den ersten der Sterne beim Wort
lasse mich los
fliege mit verliere mich
entinne dich begreife nicht

ich bin  nicht ich bin  ich habe  nicht ich habe  da ist  da ist nicht  da ist nicht
da war  da war nicht  da war  da  da  ich  nicht

mein Meer aufgewühlt und
fließend wie Wasser in Wasser
aber Wellen brechen
für mich
für die Welt
dass ich in der Welt sein kann
und bin
weil ich selbst Welt bin
wenn ich bin
weil ich sein kann

ich bin  nicht ich bin  ich habe  nicht ich habe  da ist  da ist nicht  da ist nicht
da war  da war nicht  da war  da  da  ich  nicht

Und ich verspreche mir, dass ich ein Mensch bin
und die Sterne.. und die Sterne

You of all people

Ich träume nachts steile weiße Straßen hinauf und falle tagsüber rückwärts von ihnen hinunter. Kurz vor dem Aufprall schlafe ich gegen Morgen ein und folge den Kranichen, die in Scharen über mein Haus ziehen. Dabei kann ich gar keine Gruppen. Weiß ist die Farbe von Folter und ich im falschen Film. Der Raum ist immer noch leer und krag. Eine Freundin sagt irgendwas Kluges und ich google nach diesen Dingern, die aussehen wie überdimensionale Babystrampler für Erwachsene mit Kapuze und finde auch einen in der richtigen Farbe und Unisex Einbaulightweight Zip Lounge One Jumpsuit klingt gar nicht mal falsch.

Das ist gut und erinnert mich an meine automatische Worterkennung, die unfreiwillig komisch ist, das passt zu mir, obwohl ich voll OK finde, komisch zu sein. An dem Einbaulightweight führt jetzt jedenfalls kein Weg mehr vorbei, aber teuer, der Scheiss. Vielleicht lieber weiter eine Therapeutin suchen, das kostet ja auch. Oder haben Sie schon mal eine Traumatherapeutin gefunden, die einen Platz frei hat und eine Kassenzulassung, merkste selber, ne? sagt die Stimme in mir, die ich Arschloch nenne.

Leben ist dann einfach wie den nächsten Teil einer Serie anschauen und die falsche Sprache erwischen, deutsche Synchro, humorlos, schrott, das geht nicht, wie reparier ich das? Wie reparier ich mein Life, hab ich da was vertauscht, Schrauben, Rückwärtsgang, Licht, ich kann gar nicht Autofahren, ich gebe auf und höre die Sterne, probe die Flucht in die Flucht.

Stimmt nicht, ich gehe weiter, gehe weiter, so wie ich das immer schon gemacht habe, ich höre nicht auf.

Denke nach über 100% Menschsein, über Flucht und Ansprüche, die nicht passen, Selbstwert, der an Leistung gekoppelt ist, Täterscheisse eben. Aufhören zu beweisen, dass auch Alien super funktionieren und normale Jobs schaffen können. Was? Wertvolles Leben. Nicht den Fokus verlieren. Vielleicht schreiben. Einfach weiterschreiben. Das ist wie atmen, nur leichter.

prozentrechnung

was würdest du tun wenn du
weißt du wie kostbar
du in wertvoll
was würdest du
was machst du
damit
dieses leben
wenn du aus der hölle befreit bist
warum auch nur einen tag
bist du doch oder
dich abwerten wie sie es taten meister
vergiss es arbeit anerkennung
warum auch nur einen tag
sich für das falsche anstrengen dich
leeres herzloses
warum auch nur ein leben
vergeuden

menschsein

luft holen gehen

schreiben. immer wieder. schwer.luft ist leicht. worte aus luft, aus der luft greifen, fangen, bannen. worte, die müssten doch von innen kommen. wortwüste. hier ein ich, da ein du, hier drinnen, da draussen. schmerz. worte nehmend, atem stehlend, den herzschlag zum verstärker machend. wellenschläge, ausufernd, land raubend, nur noch gewaltig hohe wand, dann wieder sich sammelnd zu einem einzig tiefen punkt. wir sind die, die anker geworfen haben in die welt oder es noch üben. ich bin hier oder dort oder hinter dem rand. ohne grenze oder ich.bin innen und aussen, das, was ausser mir ist. kommt mit nach innen, dann gibt es nicht mehr das und ich, nur noch eins, weil es kein das und du, kein einziges mehr gibt. einatmen und ausatmen kann nicht oder länger dasselbe sein. ich und wortlos. überall. schmerz hat ein subjekt. und objekt. und.aber. das ich erfindet sich wieder.unterscheidbar von alles und nichts, zuallererst ausser sich, unter einer hand, auf papier. vor augen, das ist der erste oder kurze moment, wo es ich gibt. wo ich verschwindet, immer wieder, taucht ich immer wieder auf in worten. nimmst du die texte, nehme ich ich mit, stapele ich auf, durchsuche ich, nimmst du ich mit, stapelst ich auf, durchsuchst ich. macht machst nichts. ich hat jetzt ein holzhaus mit steinwand in neuseeland. schreibt mir.sitzt neben mir. was hilft? hat schon. immer.

Zumindest

Und dann schmeckt der Kaffee doch wieder. Oder zumindest manchmal. OK, zumindest jetzt.

Das reicht ja auch. Niemand will Kaffee im Voraus trinken, geht auch nicht, genausowenig wie auf Vorrat pissen.

Aber versuchen kann man es ja mal. Coffee to go und einer weniger von den 6,4 Milliarden samt Plastikdeckel, die hier jährlich im Müll landen. Das sind 320.000 pro Tag, aber ich weiß nicht, ob das stimmt, hab es nicht nachgerechnet, nur abgeschrieben, stand irgendwo im Netz. So viel schaff ich jedenfalls nicht, Vorrat hin oder her.

Gestern war ein Mosaikdenkmal, eines dieser Bilder, das aus hunderten von 4×4 Pixel großen Einzelfotos zusammengesetzt ist, die nur noch die Funktion von Licht und Schatten, Farbe und Form erfüllen, aufgegangen im Großen Ganzen, über das gerade, fuck, ein halber Becher Kaffee gekippt ist.

Aber heute habe ich die Spacetaste erwischt, angehalten, ausgeatmet, gelaufen, Neues gelernt, hoffentlich auch etwas verlernt, das passt eh gar nicht alles in ein Brain und dann hab ich Klavier gespielt und dann nichts mehr. Mich hingesetzt und geweint und mir vorgestellt, es gäbe etwas, das größer ist als ich oder Du, etwas, das was hält.

Später fand ich phone im Abwasch und hakte Kaffee in der Einkaufsapp an. Könnte ja sein, dass er morgen wieder schmeckt. Und wenn nicht, dann freut sich zumindest der Besuch. Und das Klo ist auch neu gestrichen.

5776

Haferflocken mit Apfel, das war sonst nicht so trocken. Im Hintergrund, der sich zum Vordergrund zieht, Sophie Hunger und Hundreds gegen Turbostaat. Anfangen mit Coden, nicht Laufen.
Danach Leerzeichen ohne Worte, Stille ins Haus transkribieren.
Unter dem Gehirnschmerz das Phantomherz in tachykarden Sprüngen says kill the metronome.
Und der Feldrand vor der Haustür wo sonst der Volvo stand.
Was machen diese verendeten Tage, die sich tetrislike vollstopfen mit Tun oder Nichtstun, was getan werden muss, was gelassen. Alkohol nicht, den gibt es nur pro Woche, kranksein nun in Monaten.

Wachliegen, Amygdala im Apparatelicht.

Morgens aneinandergekettete Träume, offene Augen an der Decke, Kaffee fällt wie Bauklötze in Bauch. Der nächste riecht vielleicht schon wie früher. Bevor Zeitrechnung, doch die ist ergebnislos unter dem Strich, vielleicht gibt es keine Achse dafür.

Haferflocken mit Apfel und Yoghurt im hinteren Zimmer steht ein Klavier an der Wand ist das echt kann nicht laufen das Herz chronisch erkältet. Ein angebissener Apfel neben Hundescheisse im Rinnstein es ist Herbst es ist spät es ist ein völlig neuer Tag. Und das Leben und was sich dafür hielt regnet mich aus der Welt den Abfluss hinunter da kenn ich mich aus.
Deswegen.
Habe ich mich auch abgefangen, kurz unter dem Deckel, mit Fingermuskeln, die jedem Bizeps das Abwasser reichen können, stemme mich hoch, krieche durch den verblühten Mohn, lasse alles Können und Müssen zurück, muss nur noch kurz den Schlüssel verlieren, dann Spuren lesen, verwischen, hinterlassen.

Schlafwandeln, Kleinhirn im Sonnenlicht.

Die Küche, die es nicht gab, ist kalt, im Flur steht ein Fahrrad, fällt nicht, New Balance mit Apfelmus und Geruch nach Fluss. Geht das jetzt ewig so weiter, nein, nichts. Living Room Songs. Haferflocken mit Wasser wo sonst der Werdersee war.

Nasses Gesicht und nachts keine Ahnung, im Aufschrecken erinnert sich nichts implizit. Dunkle Noten auf Sand. Der Lauf Zeit Leben Dinge
hat abgesagt funktioniert nicht sucht nach Nichtdenken und Wegdenken, während es denkt es sei auf der Suche. Unter allem, unter dem Strich und dem Gulli und der Last, Seitenränder begrenzen Text zum Tunnel. Bis der Schmerz dort durch ist, geht viel Zeit ins Land, läuft, bleibt stehen.
Währenddessen
Türmchen aus Steinen und Klötzen.
Tauchsieder für frierende Fische und ein Küchenschrank, der auf der Straße steht. Es wird sanft sein, wenn die Tür aufgeht.

Entrealisieren

Kennst Du das, wenn Du innen immer stiller wirst, es in Dir stumm wird und die Welt vor Dir zurückweicht, vielleicht warst auch Du diejenige, die auf Abstand ging, zwischen Dir und ihr eine Schicht Außendämmung, zwischen Dir und hier eine Pufferzone aus wattiger Entfernung.

Du wünschst Dir, dieser Zustand würde nicht enden, aber Du kennst das schon, so ist es nur einen Moment lang, danach willst du wieder weg, wie vorher sein. Es und Du. Aber zwischen Höhle und Luft ist ein Spalt, der Dich vergaß. Vergessen hat.

No summer’s tale

Tag 2 gab es nicht.

Tag 3 von x und von ich-war-woanders. Gespräche, pseudo. Niemand kennt mich und während ich mich tippe, schlägt mir die automatische Worterkennung mich-wie-Scheisse-behandeln vor und ich denke, so schnell lernt also mein Smartphone, es ist mir Lichtjahre voraus. Jemand fragt mich nach Zielen und Projekten und bestimmt ist er Manager. Ich erfinde eine Strategie, die ich ihm verkaufe, er merkt nichts und ich lache nicht. Ich packe Vergangenheit in kleine Kästchen, baue Türmchen, stelle mich drauf und habe Aussichten, warum sollte mich hindern oder schmerzen, was bereits Geschichte ist?

Tag 4. Keine Tage mehr. Sie zählen nicht mehr. Stimmte sowieso nicht. Nichts stimmt.

Aspiration von Fremdmaterial

Kennen Sie das, Sie liegen nachts wach, sind durch ihr eigenes Rumgehuste überhaupt erst wach geworden, ein trockener Reiz, der hinten im Rachen lauert und immer wieder hervorkommt, sich äußert in fiesem, schmerzenden Husten, den sie versuchen, zu unterdrücken und der sie nicht schlafen lässt.

Wenn sie nicht die nächsten Nächte sowieso wach liegen würden, weil mit dem Husten Angst und Panik kamen, sie wussten nicht mehr, wo sie sind, so dunkel hier, waren plötzlich klein und wenn das nicht sofort aufhört mit diesem Husten, wirst Du an Haaren und Ohren aus dem Bett gezerrt, vielleicht bist Du dann endlich still, und in die Badewanne gestellt, nackt natürlich, bei offenem Fenster, die schwarzen Äste des Apfelbaums knarren im Wind, dann heißes Wasser, plötzlich, verbrennt die Kopfhaut, läuft übers Gesicht, brennt den Rücken hinunter, bis Du herausgehoben wirst, nun in den Keller, los und wehe ich höre auch nur das kleinste Geräusch, Du weißt ja, was dann kommt, der Vater steht schon oben und aber ach so, sie kennen das gar nicht? Oh, dann Tschuldigung.

Vor dem Fenster weht ein dünner Vorhang, der Mond scheint hindurch, lacht Dich aus, ey, ist doch voll hell hier, geh mal chillen und trink n Schluck Tee, das wird schon wieder. Und ich so: Alter verpiss Dich, kümmer Dich um Deinen eigenen Scheiss, ich komm schon klar. Ja ja. Gähn.

Dann doch, die Nacht beenden, Fencheltee, den Zugvögeln winken. Und kein Keller im Haus.

Auf dem Weg

Fortlaufender Text. Für die fortlaufenden Notizen. Das könnte ein Problem werden. Achtung, von rechts kommt ein Auto.

Stadtplanung in Schland, herzlichen Glückwunsch – die Straße auf der ich komme, heißt Adolfstraße, die Straße, die rechts abgeht, heißt Dachenhausenstraße. Dachenhausen. Zwei exemplarische Orte, einer nördlich von Berlin, der andere nördlich von München, unter einem Namen zusammengefasst. Sachsenhausen und Dachau komprimiert in einem Wort, einer Straße. Die nie endet.

Die Straße, auf der ich kam, 2010, heißt immer noch Adolfstraße. Eine eingebaute Absage an Goldhagen (remember?), die Stadt leugnet in ihrer Planung, und damit ist sie immer noch auf der Höhe der Zeit, dass es Hitler nur geben konnte, weil er ein ganzes Volk williger Vollstrecker hatte. Deutsch. Warum sonst sollte die Hauptstraße Adolf heißen und die Nebenstraße, wir erinnern uns, rechts abgehend nach Dachau und Sachsenhausen?

Ich werde einen Umbenennungsantrag bei der Stadt stellen vielleicht biegen sie dann in tausend Jahren nicht mehr nach rechts ab in die Der-Tod-ist-ein-Meister-aus-Deutschland-Straße.

Casimir-Kräfte

Es roch nach verletzten Marienkäfern und er ging schnell weiter. Sich nicht zu erinnern. Noch nicht einmal zu wissen, was er vor dem letzten Atemzug gedacht hatte. Nicht überlegen. Nicht denken. Denken fällt zurück und zusammen, verliert das Ich, entwirft es. Im Denken fällt alles auseinander. Ich Du Dort Hier, Myriaden von Welten getrennter Mikrowelten, undenkbar. Nein, nicht Mikrowellen, ich habe mich auch erst verlesen. Welten. Leidvoll. Nicht denken ist auch schon denken. Weitergehen, er ging weiter, die Zeit in die Gegenwart zwingen, dort vorne muss schon morgen sein, dort komme ich erst morgen an. Deshalb ist der Raum mein Freund, wenn die Zeit, vor allem die vergangene, mein Feind ist. Ich bin der Punk im Kontinuum, ich bin anti, ich glaube, nein ich postuliere, die invertierte Zeit ist möglich.

Wer ist das. Wer war das. Wenn Erinnern auch nur Denken ist, ist alles gut. Nur so. Ein Gedanke.

Später, auf dem Rückweg, waren die Marienkäfer gestorben, es roch aber nicht nach Tod. Sterben riecht anders, dachte er, anders als Leben, anders als Tod. Und auch das ist nur ein Gedanke, wenn auch ein gerochener.

Wir werden sprechen müssen darüber, sagtest Du, auch wenn das unmöglich ist.

Bis dahin aber knackten im Wald die Äste unter den Füßen, den schweren, hochschaftigen Stiefeln seiner Verfolger. Es wurde hell und wieder dunkel, hell und wieder dunkel, bis alles nur noch Dämmerung schien. Ich schlief nicht. Obwohl es dort sicher nicht unsicherer als zu Hause war. Aber Logik nimmt proportional mit dem Licht ab, und in Nadelwäldern sogar unverhältnismäßig schnell.

Und jetzt? Du hast doch gesagt, Denken ist auch nur Vergangenheit. Wenn es, alles, bloß Gedanken sind, bloß vergangen, ist es dann wahr? Wirklich? Oder wie verstehst Du die bedingte Existenz. Vielleicht gibt es den Butterfly effect doch. Aber denke ich mit Absicht – bewirke oder verhindere ich ihn dann? Vorhin, auf dem Hinweg, hörte es sich noch nach einem Plan an.