Ich bin ein
Non-breaking Space
nichtbinärer s p a c e
not otherwise specified
kein 1 oder 0 ja oder nein
Non-breaking Space
Enter the room
you are welcome here
after the roof fell down I realized
there were no walls
and have never been
The windows are black holes
the universe stares down through
I am a non-breaking space
my bones never could limit
my hypermobility
Hit enter
A breathing room
for sb/sth
I am one or another
leave the room
noone behind
the door
¡Gracias!
Das Ewige mit uns
Ein Meer geht nicht unter
auch wenn es noch so oft untergetaucht wird
Aber Sterne sterben ständig im Himmel
Nebenmeer
Meine Augen brennen ich lösche
sie mit Rotwein und blauem Licht
beruhigt
die aufwühlende See braun
und tief und
Untiefen
offenbarend meine Augen
brennen ich
laufe
Schiffe fest und
ich
laufe
aus
Angst und Zorn und
wir haben doch gesagt nie wieder
Herbst
kreisgespräche
wir könnten opfer werden
oder waren es schon
wir sind lesbisch, jüdisch, politisch
feministisch, behindert, nicht binär
oder alles
oder täter_in
und täter_in
wir sind weiss, privilegiert, haben den passenden pass
und finden das normal, weil das die norm ist
oder nicht
wir tun oder tun nichts, dagegen oder dafür
und fragen uns endlich
reicht das und wenn ja wofür
kein vergessen
Chasing the clouds home
Schreib Dir doch die Seele aus dem Leib, sagte sie. Seitdem habe ich kein Wort mehr zu Papier gebracht, aus Angst, ich könnte es schaffen.
Just kidding. Ist nur ne langweilige Schreibblockade. Mehr als tausend Worte blockieren mich Stresslevel und Furcht. Oder Depression. Whatever.
Wenn ich nur könnte. Rausschreiben, die Welt ausschütteln wie ein staubiges Laken und danach nichts mehr sehen können. Mir selbst nicht mehr folgen können.
Mich äußern. Das Fenster öffnen und mich fragen, was ich lüfte, den Raum oder das Draussen. Stille oder Stillstand.
Und dann Vorhang auf für Frühling. Oder Frölenk, wie das Kind buchstabiert. Klingt auch gleich viel frölicher 🙃
dead friends around the corner / astraphobia
Staub, der das Licht reflektiert
Aus Gold und Gewalt sind wir alle
Wenn wir heute den Himmel betrachten und kleine oder große Löcher hineingucken, mal bunt, mal leer, auch schwarz, dann ist dieser Blick zu gleichen Teilen der Nichtblick, den wir hatten, als wir in Räumen eingesperrt, in Zeiten mit verbundenen Augen, in Wäldern bei Nacht; allein waren, trotz und wegen der Menschen dort, verlassen, entblößt, gequält. Absichtsvoll. Von der Welt. Aus der Welt. Es sollte eine Welt ohne Himmel sein, ohne Luft, ohne Farben, ohne Mitgefühl. Und auch wenn es nicht gelang, uns eng, erstickt und grau werden zu lassen, ist in unseren Blicken der Weg, den wir von dort zurückgelegt haben, der lebenslange Weg dort heraus. Das gefolterte Selbst ist nie wieder ungefoltert, wir sind aus Gewalt erstanden und Gold, das kein Mensch nehmen, pressen oder verkaufen kann. Es mag lange nur ein Schimmer gewesen sein, eine Hoffnung, dass da etwas sein könnte, das größer und goldener ist als wir selbst und das leuchten kann in und aus der Tiefe, die Menschen gegraben hatten in die Welt und uns, um es auf- oder auszufüllen mit sich und ihrer Macht, ihrem Sein. Aber das wahre Wesen ist ebenso lebendig und wahr wie der Schmerz, wenn wir erkennen. Es leuchtet, nach und von und innen und aussen. Gold scheint leicht und Leid schwer. Dabei sind sie einfach. Da ist kein anderer. Es ist unserer und nicht unserer, es ist der Schmerz der Welt und eurer und weil es kein uns und euch gibt, ist es gemeinsamer Schmerz. Wenn wir uns oder ihr euch zu einem euch und nicht uns machen, bleibt es unser Schmerz. Verbundenes Leid. Bei uns blutet es dann manchmal durch die Narben, bei euch juckt es kurz und wenn ihr dann nicht hochseht, sondern gedankenverloren über euren Arm wischt, wundert ihr euch vielleicht, dass wir weinen.
Und Glitzer, Glitzer ist auch nur Staub, der das Licht reflektiert
Toter Glitzer
Zwei Tage nach dem heftigsten Traum, den ich seit Monaten gehabt habe, ist das Aufregendste die neue Sojasauce mit Hot Chili Lemon Flavor.
Ich hatte geträumt, ich war mit einer Person, der eigentlich ich war, draussen, stand irgendwo entspannt rum, ich glaub, wir unterhielten uns gerade, als ein brennendes, wahnsinnig schnelles Geschoss auf mich zuraste, eine sirrende Kugel, nicht linear, sondern wie programmiert auf bewegliche Ziele, fast als hätte sie ein Auge, rot brennend, meinem Ausweichen magnetisch folgend, um mich zu töten; das erste Mal ging sie knapp daneben, aber ich wusste und sagte es laut in den Raum: Ich sterbe.
Eine Ausweglosigkeit und Absurdität von Zeit, zugleich lupenartig und gerafft, über sich selbst hinwegdeutend auf die nahe Zukunft, die einen oder zwei tote Körper am Boden liegen sah. Beruhigend, auf jeden Fall nicht entkommen zu können, beängstigend, jetzt doch noch erwischt worden zu sein.
Catch me while I’m still living.
Und Staub, ja, Staub ist doch auch nur toter Glitzer.
de-liberate
gold was glänzt
heute sind es zwei jahre, soundsoviel nicht gezählte tage ist es her, dass unsere begegnung eine gesprengte see wurde.
ja. ja, das ist das, wenn untendrin, untendrunter eine bombe explodiert und dann die ganzen toten fische und plastikpartikel in die luft geschleudert werden, wie fontänen, aber in schrecklich. kein springbrunnen, falls das die erste assoziation war, sondern so, dass dem ersten schreck der schock folgt, dann irgendwann schleudertrauma und schrotthalde. dann lange nichts oder niemand.
später dann phoenix und so, klar. doch vorher in die luft gejagte see. du uns, mich, alles, aber das war gestern, heute bin ich taucher. und auf der deponie wächst gras, grün und giftig, leuchtend. mir geht es gut. psycho ist over, physio hilft beim rest.
ich vermisse dich noch, trotzdem. dabei kenne ich dich nicht einmal. kannte nur das gold, das ich in dir sah, tief drinnen, unten. weit weg von der farbe, die deine haare ebenso schimmern ließ, naja fast. vermisse deine hände, die blicke, die offen waren, unser begegnen. ich weiß nicht, ob du das warst oder nur eine ahnung. das gefühl, gemeint zu sein. aufgehoben, aufhebend, sich, manchmal alles. es macht nichts.
wir sahen das in der anderen, dessen wir uns nicht sicher sind, das wir nicht kennen, ein tanz derer, die wir sein könnten. der kleine tod danach und vielleicht ist es, wie eine freundin sagte. nur das haben vergeht, die liebe nicht.
kann ja nicht schaden.
Struk·tu·ren
Und immer die Lücke. Der Spalt, der zum Raum wird, der die Möglichkeit birgt, sich zu entscheiden. Anders zu entscheiden. Ist das eine Frage?
von müttern und schwestern
ravensbrück
dunkelgraue schlackesteine
kleine grüße an die toten
minusbaracken
wiegen schwer
er als du denkst
und du denkst – du weißt nicht
und merkst erst, wenn du anfasst
und anhebst
und begreifst
der zitronenfalter sieht zu
flattert fliegt hoch
wozu steine wiegen
mit bloßen füßen
straßen bauen zum sterben
müssen
und alles fühlen
fällt forverts unvergessen
halber mensch
wenn ich nicht schreibe
ist es als sei keine zeit vergangen
ich hätte nicht stattgefunden
genauso wenig wie sie
wenn niemand las
was ich schreiben werde
Replacing paper with sound
autoimmun
schmerz macht gefügig
das ist nicht nur ein sprichwort
es ist wahr wir wissen es
auch wenn es nicht gewollt ist
nach tramal und traumatischen gedanken
bin ich bereit für die nächste stufe
die spritze des praktikanten tut uns leid
notfälle können erst im nächsten quartal wieder in die ambulanz
schmerz über den willen abstrahieren
entkörperte gestalt
in anwesenheit transformiert
drei mal ibu oder 800 nadeln
ich mutiere zum ganzkörpertriggerpunkt
die striche unten dran
sind die beine falls das
die frage war
ich bin quasi das einkaufszentrum
für schmerz shoppende antikörper
und hat eigentlich schon mal jemand
selbstverletzendes verhalten bei zellen problematisiert?
armer kämpfender körper
kleiner leidender kasten
kannst du nicht frieden schließen
die wände hier sind schließlich
lauter weiße fahnen
Noch mehr loslassen
stop doing the non-essential
inner space
Hineni
Was das für 1 Selbstbild ist
Vielleicht hatte das auch damit zu tun. Ich bin doch nicht die, die sich so täuscht, enttäuschen lässt und so wenig schützt. Aber genau die war ich.
Und weit hinten, darunter, hatte eben doch das alte Gefühl, die ewige Indoktrination gesteckt, du bist es nicht wert, hast nichts Besseres verdient, nicht verdient, dass bla. Du bist ein Stück Scheisse. Genau das, als was es sich angefühlt hat. Und ja, das ist Opferkacke. Aber ich hab den Haufen hinter mir gelassen. Hatte auch kein Tütchen dabei.
Was das für 1 Kacke ist
War spazieren. Nennt mich naiv, aber wie kann ich das Böse in der Welt begreifen, wenn ich noch nicht einmal die Menschen verstehe, die die Kacke ihrer Hunde auf Gehwegen und Rasenstreifen liegen lassen?
Was das für 1 Teppich ist
von dem man Schürfwunden bekam, fiel man darauf hin.
Und irgendwann kein Licht mehr während des Schlafs.
Was das für 1 Life ist
Ich starre auf die Wand vor mir und mit einem Mal passiert, was ich schon früh in meiner Kindheit versucht hatte, bevor ich die versteckten Holzfasern dann doch einfach herauskratzte, weil mir die Flucht nicht gelang, ich aber verschwinden musste – die Erhebungen in der Raufasertapete wurden zu Mulden, manche mit dem Schatten eines vermuteten Spalts, manche mit schemenhaft angedeuteten Tunneln. Während sie sonst immer an Pickel einer Akne erinnert hatten, waren sie nun plötzlich zu ihren Narben geworden, Krater, in die ich abtauchen konnte, hinter die Wand, in Sicherheit. Das hat nichts zu tun mit Marlen Haushofer oder so, oder doch, in gewissem Sinne, jedoch mehr mit den Kaleidoskopen gequälter Kindheit, aber – und das ist das, was ich eigentlich sagen wollte, an alle da draußen (bzw. eben nicht draußen):
Nichts ist unmöglich.
Was das für 1 Konzept ist
was ist Heilung
keine offene Wunden
ein Prozess
Wiederherstellung und
geheilt klingt nach unheilbar
die Gründe des Leids
die nah waren
die weg sahen aber
Heilung sei
die Beseitigung
der Ursachen (ok world your turn)
Die Folgen, die kaum noch sichtbar sind nur
in einem bestimmten Licht nur
bei Wetterwechsel nur beim Fallen nur
aussen wo sie hineingezwängt wurden
innen wo sie hinaustrennen mussten
wohnen Menschen, Orte, Erinnerungen. Augen. Nerven enden
dort aber wäre ich wieder hergestellt
kuriert integriert und
renaturiert (zum Eizellenzustand, hello brother)
und dann dann dann bin ich geheilt wenn ich gesund bin oder
wenn ich ganz bin muss ich mich auch so sehen können oder eher
die anderen
heilt es euch wenn ich heilen kann
von gesprengtem Weltbild und bröckelndem Vertrauen es
hilft wenn Heilung möglich ist
Resilienz ja
und warum interessiert das andere mehr
als mich ich lebe einfach
was an sich schon krass ist aber
bin ich geheilt wenn ich heil bin
heil
gemacht
von oder vom innen oder aussen und
wozu
Zwischen innen und aussen oder All und Welt sind die Unheilbaren, seht ihr
nicht, sie wohnen da, sie leben, sie spiegeln
euch heillos durcheinander
und atmen
9to5
nachrufen
wir lieben wir verlieren
wir halten wir vergessen
wir hören die stille
und leben mit denen
die nicht da sind
wir schwimmen wir sind meer
wir atmen wir sind luft
wir laufen weil wir flüchtig sind
und leben fort
weit fort
wir fallen wir fliegen
wir lieben wir vertrauen
wir halten trauer wenn sie fremd gehen
wir lassen uns leben
und frei
wir wachen wir sind tag
wir erneuern wir sind neu
wir sind weil wir sein können
und geben
uns selbst
Landeplatz
Heute ist der Wind ganz warm
als wolle er sich entschuldigen
für das Grau
Aber der Himmel
tarnt nur die Kraniche
die sicher hindurch fliegen
Ich stehe am Fenster
winke mir langsam zu
Mein Geist ist unruhig
und trompetet leise
bevor er landet
Verlassene Städte
#uniteagainsthateandracism #speakout
„If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the oppressor.” – Desmond Tutu
#trumpeffect #racism #xenophobia pic.twitter.com/59ABcEN8vg— Gay Days Los Angeles (@gaydaysLA) 11. November 2016
Ins Sein gefallen
Ich habe sie gefunden, die grüne Tara der Insel, die mallorquinische Tara vom Port de Sóller. Sie ist blau.
Sie ist im grünblauen Meer, in der weißen Gischt und dem türkisen Schimmer, sie ist die Sicht auf den Grund durch schimmernde Tiefe.
Sie ist in der Wucht des Wassers auf die goldgrauen Felsen und in den von Wellen hineingespülten Mulden und Löchern.
Sie ist das Meer selbst und sie ist ich schwimmend und Meer werdend. Sie wellt und welt.
Sie ist in der Santa Capelleta und die fliegende Maria skulpturiert davor, sie ist der Plastikventilator rechts und links vom Altar, sie ist der Stein auf dem Stein der Trockenmauer.
Sie ist der sich reckende Olivenbaumstamm, der Wunderbaum, der einen einzelnen Ast grün emporstreckt, gleichsam im Begriff, sich niederzuwerfen, mit über den Scheitel gehobenen Händen.
Sie wartet in der sengenden Hitze in der Felsmuschel auf uns
hoch oben auf der Klippe, wo die Fischerboote auf dem Meer ebenso klein sind wie die Häuser von Deià.
Sie stapelt Steine in gestorbene kleine Bäume
und Felsen in das unfassbar lebendige Meer
Sie singt bei gefallenen Aleppokiefern
und fotografiert den Schein im Auge der Betrachter*in
für die Bodhicitta-Nonne
44
Der Flug, ich fliege
in einem anderen Land
Dort bin ich jemand
der sich ähnlich sieht
Wie kann es sein
dass ich hier bin
lebendig auf der Insel
im Meer
Der erste Flug
Stufenwege in Langsamkeit
Bloß Sein
bloßes Sein
Keine Karten
weglos ichlos
Türmchen Steine
planlos Vertrauen
Zuhause ankommen
immer noch bloß
ich habe eine riesige Wohnung
Sojayoghurt schmeckt eigentlich gar nicht
aber wie hübsch es hier ist
wie eingerichtet
und Sein
kann ich überall
Nachtrag
Aber während die Gründe der Vergangenheit verblassen und ich abwasche, passiert #Orlando. Das Becken läuft über, bis ich den Müll runterbringe.
Carolin Emcke in der Süddeutschen lesen, zum CSD gehen, 5 km Tränen hinter mir herziehen, hinsetzen, atmen. Mich verbinden.
Trustcenter
Ich habe aufgehört, jedesmal wenn ich aus dem Haus gehe, meine Wohnung wie frisch bezogen zu hinterlassen, damit, falls mir was passiert, niemand das Geschirr oder den Müllbeutel wegräumen muss.
Es sind die kleinen Dinge, die die den Unterschied zwischen Über- und Weiterleben markieren.
Sofa
Ein Transporter in LKW-Größe hielt vor meiner Tür und brachte: ein Sofa.
Ich besitze (grinning face) nun das erste Mal in meinem Leben ein Sofa. Das gibt mir Hoffnung. Nicht das Sofa selbst, obwohl ich es überhaupt nicht unterschätze, nein, ich meine, dass ich vielleicht schon die Hälfte meines Lebens hinter mir habe (wenn es gut läuft und sogar doppelt gut, so dass ich nicht denke, wenn es schlecht läuft), und immer noch etwas zum ersten Mal geschehen kann. Krasses. Besonderes. Nicht krass Schlimmes, wobei das natürlich immer passieren kann (und längst passiert ist) und in der Nähe und Ferne (was ist eigentlich fern) täglich geschieht – das meine ich nicht, nicht jetzt. Ich meine etwas, das dennoch und immer geschehen kann, etwas, das meine Intellektualisierungen über den Haufen wirft, etwas, das schön ist. Ein Sofa. Seriously?
Es gibt diese Dinge, die ich nie vermisst habe, auch wenn das nur ein Trick von brain war, denn wofür ich kein Geld hatte oder was nicht als Geschenk zu mir kam, das war etwas, das nicht nötig war. Das brauchte ich einfach nicht. Auf die Art ist es möglich, jahrelang die Kleidung mit der Hand zu waschen, sich von Reis mit Tomaten zu ernähren und die Fahrt an den Autobahnsee eine Reise zu nennen. Es ist nur möglich, sich auf das Wesentliche zu besinnen, wenn man eine Wahl hat. Vorher ist es nur das Einzige, von dem höchstens andere sagen können, uh, wie reduziert aufs Wichtige, minimalism, awesome. Nicht.
Aber um auf das Sofa zurückzukommen. Mit dem Geschenk kam ein Hund mit, der gleich auf meinen Arm gehüpft war und dort einen Platz ausfüllte, der offenbar schon lange gewartet hatte. Arm wurde Kopfkissen, Hund lag ganz still und atmete durchs Fell. Hund kennt sich offensichtlich aus mit Sofa und Stille, riecht nach Zen (zum Glück nicht nach Hund und vor allem nicht nass, ich mag nur nasse Strasse, Hunde eigentlich gar nicht). Hund jedenfalls zeigt mir, wie Sofa geht und also Platz und Hund und ich darauf. Kissen an Rücken, Blick aus dem Fenster. Auf die Dächer, die Obstbäume, die Spatzen [1]. Himmel. Schön. schön. schön. Das Sofa, das Leben. Auch wenn mein Wohnzimmer jetzt ruiniert ist, ich muss praktisch über Sofa direkt auf den Klavierhocker springen, wenn ich meine Sehnenscheidenentzündung vergessen habe, oder Dreisprung um die Ecke, Schrottknie ahead, naja bisschen übertrieben. Das mit Wohnzimmer, der Rest nicht.
[1] Ich wette, sie haben dort Sofareihen hinter der Dachrinne.
Was vorher geschah? Vorher gab es nur Minisofa, aka Sessel, Sofa nur zusammengekrümmt. Aber nun kann ich vom Schreibtisch mit Laptop langgestreckt direkt auf Sofa fallen. Kann da liegen mit Hund (hello Stofftier), Kaffee, allem oder nichts und nichts tun.
Nochmal zum Thema Hoffnung. Thesaurus nennt außer Zuversicht noch Erwartung, aber das stimmt nicht. Ich darf das sagen, denn mit Hoffnung und Shit kenne ich mich aus. Vergeblich zumeist, aber das ist immanent. Keine Erwartungshaltung oder begründeter Anspruch, nur Hoffnung. Die passiert und findet statt, und anders als Wikipedia und die meisten meinen, viel mehr in der Gegenwart als ihre aus Vergangenheit und Zukunft gespeisten Geschwister.
So, und jetzt entschuldigt mich, Sofa ruft. Jetzt.
Utopia
Kinderwunsch
Du hast Geburtstag ich habe wieder
keinen Kuchen gebacken
Früher konnte ich nicht, keine Küche in Kellern und Krieg
heute könnte und kann ich nicht
obwohl ich aufgestiegen bin von Keller zu Küche
doch die Durchreiche, sie funktioniert nicht
aber sagen wollte ich auch mit einem Kuchen nur
mögest Du glücklich sein und frei
Und dort wo Du bist eine Decke aus Licht
Belonging to the Infinity by Sound Awakener & Linear Bells
Verlauf
Gebor g en
Ich sitze mit Kind_von_Freund_und_Freundin am wöchentlichen Abendbrottisch (nein, keine Sorge, es bekommt nicht nur einmal die Woche Abendessen, aber nur einmal die Woche ausschließlich mit mir).
Kind ist klein (wirklich klein) und lernt in unfassbarer Geschwindigkeit sprechen. Wie sie es eben manchmal tun. Es liebt Wörter und Sprache und ich würde ja sagen, das hat es von mir, aber von mir, zumindest biologisch, kann es das nicht haben, andererseits – werwelche weiß schon, ob es nicht auch dafür semi-oder-ganz-permeable Membrane geben kann, ich meine in Zeiten von Nanopartikelchen und ihr wisst schon, diese ganzen Doppelhelixe und der Evolutionskram interessieren eh nicht die Bohne (oder doch, zumindest Sojajoghurt esse ich am liebsten gen-unmanipuliert zum Frühstück) – aber darum geht es jetzt nicht. Mit Kind keine Ablenkungen, keine ausufernden Gedankenlinien, Knäuel überall, nein, mit Kind alles klar und fokussiert. Ganz im Hier, Jetzt, Sein. Nichtdenken. Stillwerden. Zuhören. Kleine Mahlzeiten dann und wann.
Essen mit Kind läuft zur Zeit so ab, dass Kind auf momentane Lieblingsdinge in der Küche zeigt: „Da! Ein Pferd!“ und alle dann der Reihe nach benennt. (Es fängt gerne mit Pferd an, wobei Pferd natürlich nicht in der Küche aka Stall steht, sondern ein Bildchen auf einem Wandkalender ist). Jedes zweite Mal fragt es dann mich: „Was das ist?“ und dann sage ich das Wort, manchmal noch ein, zwei weitere Sätze dazu, das Kind nickt zufrieden und beginnt von vorn: „Da, eine Hansibeere!“ (Es liebt Johannisbeeren, jedenfalls wenn die Liebe länger als eine Woche angehalten hat, es verschenkt seine Liebe für Dinge nämlich gerne und regelmäßig neu. Außerdem liebt es Frühstück zum Abendbrot, vor allem eben Beerenmüsli).
Als nächstes zeigt Kind auf die Blumenvase auf dem Tisch und sagt freudig, mit großer Selbstverständlichkeit: „Guck mal, Tulpen! Hat Mama gebastelt.“ Ich schlucke, vor Rührung, sage „Ja“, und bleibe mit dem Blick und den Gedanken an der dunkelroten, weit geöffneten Blüte hängen, aus deren Mitte der Stempel wie ein filigranes Miniaturkunstwerk herausragt. So viel schöne Gewissheit, was Mama/Papa alles kann und macht, Mama/Papa macht das Schöne, macht Welt. Das ist erschütternd. Welch Vertrauen und Verletzbarkeit. Welch Verantwortung.
Dann rülpst sie und strahlt und ich freue mich mit ihr und denke, das ist schon fast alles, was es braucht für diese Welt.
Orkestra Obsolete
Unsync me
Jetzt. Später.
Un-sync me
Ins phone getippte Sätze? Können weg.
In die cloud geschickte Fotos? Auch weg.
In die Luft geworfener Glitzer? Weg damit.
Pseudo? Endlich weg.
Als ob das so einfach wäre.
Diese Liebe war ungeniessbar. Bedingungslos und rückhaltlos wie mein Absturz im Sturm. Oben auf den Klippen noch ein Hauch von grünen Orangen. Jetzt ist sie fort, erst unterspült, dann hinunter.
Hatte Eisen verbogen, um zu passen und nicht zu verlieren, wurde Gummi und zu Deinem Bumeranggeschoss. Bloß hast Du Dich geduckt und ich stand hinter Dir. Wie immer zu rücksichtsvoll.
Hello Bindungstrauma.
[Insert: $time, $tears, $talk, $echoes, $anger, $emptiness, $tears, $time, $tenderness, $brain, $brain, $dignity, did I mention $brain already, $compassion, $time and $friends of mine, dreamless sleep, red wine and walks, und überhaupt $ojmjakon]
Trauer.
Endlich. Mich und meine Geräte mit der Wahrheit synchronisiert.
Lebwohl, Luftschloss. Du warst nur ne Hütte.
Schade. Das Blau stand dir gut.
Goodbye my love
Sync me
Black holes & Revelation. Du liessest mich abprallen an den schwarzen Löchern deren Ränder eingefasst sind von Irissprenkeln, die ich meinte, etwas zu kennen. Das Minus-Universum, das sich in ihrer Mitte auftat, hatte keinen Platz für mich in der Tiefe des Abgrunds, wie gesagt, es stiess mich ab wie ein aus dem Nichts verdrehter Magnet, der aller Anziehung beraubt nur noch kaltes Metall war oder vorzugeben zu sein schien. Du gabst Dir viel Mühe, mich über Bord zu werfen, schlugst mit der scharfen Kante Deines phones, das mir nicht antwortete, auf die Hände, mit denen ich mich am Bootsrand festklammerte. Monatelang. Festgehalten und kein Wort von Dir. Es war auch mein Schiff, wenn ich erinnern darf, ich war Teil dieser Beziehung und werde mich davon doch verabschieden dürfen, am Besten, ohne unterzugehen oder ertränkt zu werden wie ein ungewollter Wurf kleiner Kätzchen.
Where is my mind. Wie waren wir, nein Du, dort gelandet, ich glaube, ich stand immer noch unter Schock, ich war mitgeschleift durch Deinen Entschluss und Dein Schweigen und wenn Du noch einmal gesagt hättest, es gäbe nichts zu sagen oder zu erklären, dann hätte ich glaube ich alle Tage und Monate und Jahre und alle Mails und Messages und Bilder und Küsse einzeln wieder hochwürgen und ausspucken müssen, vor Deine Füße, damit Du gesehen hättest, wie unverdaulich Deine Liebe war oder was ich dafür hielt oder was Du dafür hieltest.
Liines. Ich hielt mich fest an eng ins phone getippten Sätzen, die mir nichts beantworteten, nur zeilenlang meine Fragen vergessen liessen, weiß auf schwarz im Texteditor, der mir die Realität zu editieren verweigerte. Nur speichern konnte ich sie, automatisch, in der own cloud, um hinterher mich und meine Geräte mit Deiner Sicht oder Wirkung synchronisieren zu können. Da musste ich das noch. Konnte nicht merken, nicht lassen. Wollte nicht verlieren, was nicht da war.
Room
Room.
Wie in dem Buch. Wie in dem Buch Room von Emma Donoghue, das von einer Mutter und ihrem fünfjährigen Sohn handelt, die nach jahrelanger Gefangenschaft in Room, einem kleinen, engen Raum in einem Schuppen, die Freiheit erlangen.
Room.
Wie in dem Film. Wie in dem Film Room von Lenny Abrahamson. Nur dass Room in meinem Kopf ist. Außer dass ich weder ganz die Mutter noch ganz das Kind bin. Außer I’m not Alice und ich nicht in ein Loch fiel, sondern hineingeboren wurde. Von einer Mutter. Die ihr Kind, das später selbst ein Kind.. Außer dass ich schon als Kind in Room geworfen wurde.
Room.
Wie in der Verfilmung des Buches. Außer dass es kein Fremder war. Außer dass nur ich entkam. Außer dass nachts mehr Menschen kamen. Außer dass ich Room tagsüber verlassen durfte. Und es Room dann nicht mehr geben durfte. Nicht in der Welt, nicht in meinem Kopf. Nicht in meiner Seele. Aber Room war überall. Ich war Room. Bevölkert. Sie haben Room in mir nachgebaut, mich dort eingeschlossen und mich in die Welt geschickt, zu funktionieren. Einen Abschluss zu machen und der Welt zu zeigen, alles in Ordnung. Die Welt hat mir geglaubt, weil ich so gut darin war und nachts dann wieder Room. Die Welt glaubt immer noch. Ich nicht.
Auf Wiedersehen, Room.
Ich sehe Dich jetzt nur noch von aussen. Wie die meisten anderen. Wenn sie hinsehen.
Exit
#storyofmylife
Ich habe ein T-Shirt geschenkt bekommen. Das Etikett, das ich noch nicht einmal großflächig rausschneiden musste, weil es ebenso weich wie das Shirt selbst ist, sagt: „They said I was Trash, but now I am fashionable“. Vorne drauf steht Aliens welcome. Es ist in Größe S, aber eins ist klar, nie hat mir ein Kleidungsstück besser gepasst als dieses.